Karl D. & Doppelhammer KG. – Landrock

„Landrock“ richtet Wadln nach vorn.
(ALI GRASBÖCK in den OÖ. Nachrichten vom 29. 3. 1983).
Karl D. ist knapp 32 und sang bisher hauptsächlich in den Wirtshäusern von Schärding, Andorf und Umgebung. Denn „der schwierigste Prüfstein für mich als Musiker ist nicht das Konzert, sondern das Wirtshaus‘. Dem buntgemischten Zufallspublikum an den Stammtischen kann er keine hochsensible Poesie vorsetzen. Da müssen die Texte auch in ein gutbewässertes Gehirn und die Musik in die Wadln gehen, sonst heißt es, „schleich di!“ oder was man eben in Innviertler Wirtshäusern zu sagen pflegt, wenn einer die Stimmung vermiest.
Aus diesem Grunde sind bei Karl D. die Texte und die Musik einfach und geradlinig wie bei guter Rockmusik. Er braucht den Liedern nur mehr einen scharfen Rhythmus und eine scharfe Rockgitarre verpassen, und fertig war der ,Landrock“, von dem es jetzt eine ganze LP zu kaufen gibt.
Die berechtigte Befürchtung, es könnte sich dabei um verrockte Musikantenstadlhits handeln, vergißt man schon bei der Titelnummer „Landrock“. Richtig „d‘ Wadln vire“ richten Karl D. und die Doppelhammer KG mit der Nummer „Stimmung, Stimmung!“. Dabei fängt sogar ein Holzfuß zu wippen an. Bei einem Konzert muß dieses Lied Säle zum Kochen bringen, nur lassen sie den Karl D. noch nirgends Konzerte geben, weil er völlig unbekannt ist. „Wenn man im Innviertel lebt, ist man viel zu weit weg vom Schuß“, meint Karl D., der übrigens nicht sein ganzes Leben in Wirtshäusern verbracht hat. Er ist gelernter Ingenieur und hat auch Psychologie studiert.
Noch hitverdächtiger ist aber das Lied „Mädl, Mädl“, das entfernt an den derzeit so beliebten Bayernrock erinnert, aber bedeutend schwungvoller ist. Wenn diese Nummer ein paarmal in Ö 3 gespielt wird, braucht sich Karl D: fast hundertpro¬zentig keine Sorgen mehr um seinen Plattenabsatz machen.
Der Geheimtip des Jahres ist so geheim, daß ihn nur ein paar Leute im Innviertel kennen. Was sich hoffentlich bald ändern wird, denn Karl D. und die Doppelhammer KG haben genug Ideen und Energie, um im Rockgeschäft ordentlich mitzumischen. Ihre Spezialität ist der „Landrock“, der stellenweise so heiß ist, daß es einem „d‘ Wadln vire richt“, wie Karl D. zu sagen pflegt.
(ALI GRASBÖCK in den OÖ. Nachrichten vom 29. 3. 1983)