Karl D. und EKG Fengler

Programm: Hoamatl – Hoamatl

SIGI ZIMMERSCHIED ÜBER DAS PROGRAMM:
Scharfrichterhaus Passau.
Ein Liedermacher betritt die Bühne, Jeans, Schnauz¬bart, entschlossene Grimmigkeit.
Er stellt sich vor, wie alle Liedermacher, er hieße Karl D und stamme aus dem Innviertel.
Man überhörts.
Ein Heimatabend soll es werden, ein anderer. Man vergißts.
Wenn sie reden, die Liedermacher, sind sie wie die Schwäne, die das Wasser verlassen.
Er beginnt zu singen, taucht ein in seine Welt.
Eine lyrische, melancholische Stimme erzählt immer wieder
vom »Hoamatl«, von der bedrohten Heimat, die er als Innviertler »lonesome Cowboy« durchreitet. Er läßt sich in Wirtshäusern nieder, wo »s’es am Schwanzl juckt«, wo die Sexomanien der ewig Unausgelebten keine Sperrstunde kennen.
Er besingt die »Schärdinger Lebensqualität«, den auf Molkereiprodukte und Ordnungsprinzipien reduzierten Heimat¬begriff der Mächtigen.
Manchmal verläßt er die Klarheit seiner Geschichten, wird allgemein politisch, beginnt der großen Welt zu drohen und man hört ihm erst wieder wirklich zu, wenn sich die Faust öffnet, den Zuhörer bei der Hand nimmt und zurückführt ins »Hoamatl«.
Karl Doblhammers Kraft kommt aus dem Urquell Heimat. Wenn er die Musik, die Sprache, die Gefühle und Geschichten seiner Heimat erzählt, dann hört man zu, fühlt mit, wird entführt.
Dazu braucht es keine celebrative Coolness, keine Plauder¬witze, keine peppigen Zugaben.
Sonst holt ihn seine schlimmste Vision einmal ein.
Es ist dies der großartige »lnnviertler Todesjodler«, bei dem der einst freie Ruf in einem hektischen Gehechel erstickt. Wenn Karl D’s Stimme den Infarkt eines Lebensgefühls skandiert sieht man sie alle vor sich, die Bächebegradiger, die Hirnwäsche und die Trachtenbeamten.
Und trotzdern liegt in diesem Todesjodler mehr Liebe zu Heimat, mehr Angst um sie als in den gesundbeterischen Lebenslügen der Tourismusfolkloristen.
Karl D, ein anderer Heimatabend.
Karl D, ein Heimatabend für all jene, für die daheim bleiben keine Schande ist, sondern Passion.